Geschichte
Die Rheinfähre Ellikon am Rhein hat eine reiche Geschichte, die sich über viele Jahrhunderte erstreckt. Ihre Ursprünge reichen weit in die Vergangenheit zurück, als der Fluss noch eine der wichtigsten Verkehrsadern war. Die Fähre hat eine lange Tradition als Verbindung zwischen Ellikon am Rhein in der Schweiz und dem deutschen Nack.

Verfasst von Martin Lee:
Während Generationen wurden Reisende mit Weidlingen vom Dorf Ellikon zum gegenüberliegenden deutschen Rheinufer gefahren oder von dort abgeholt. Nachdem das Übersetzen von Personen ohne Drahtseil allgemein als zu gefährlich angesehen wurde und sich niemand mehr für diesen Dienst verpflichten wollte, sah sich die Zivilvorsteherschaft von Ellikon gezwungen, nach einer besseren Lösung zu suchen. Weil die Erstellung eines Steges über den Rhein aus Kostengründen nicht realisierbar war, verblieb als einzige Lösung eine Drahtseilfähre. So richtete die Zivilgemeinde Ellikon im Januar 1903 ein Gesuch an den Regierungsrat des Kantons Zürich, er möge die technischen Vorarbeiten für eine Seilfähre in Angriff nehmen. Bereits ein Jahr später, am 6. Januar 1904, wurden die gewünschten Unterlagen nach Ellikon gesandt. Es lag nun an der Vorsteherschaft, die geforderte Verbindung über den Rhein zu erstellen.
Die rechtlichen Grundlagen für den Personen- und Warenverkehr zwischen deutschem und schweizerischem Ufer basieren auf der Übereinkunft vom 10. Mai 1879 zwischen der Schweiz und dem Grossherzogtum Baden betreffend den Wasserverkehr auf dem Rheine von Neuhausen bis unterhalb Basels. Die Einhaltung der allgemeinen Zollvorschriften wurde bis Ende Juli 1972 von der Zollfertigungsstelle Ellikon kontrolliert. Seither prüft die Zollkreisdirektion Schaffhausen durch Stichproben die Einhaltung der Vorschriften.
Mit der Inbetriebnahme der Seilfähre im Jahre 1905 war nun wieder der Warenverkehr mit Lottstetten und dem Rafzerfeld gewährleistet und, was in den Chroniken nicht erwähnt ist, die Pflege der Kameradschaft mit den Menschen ennet dem Rhein auf einfacherem Weg möglich. Es verwundert daher auch nicht, dass bei der Einweihung der Fähre der Musikverein Lottstetten aufspielte. Auch die noch junge Bahnlinie Zürich-Bülach-Schaffhausen, das Teilstück Eglisau - Schaffhausen wurde 1896 eröffnet, hatte positive Auswirkungen auf die Seilfähre. Stand einem Elliker eine Bahnfahrt bevor, benutzte er als erstes die Fähre über den Rhein und marschierte anschliessend zur Station Rafz oder Lottstetten. Auch die Heimkehr verlangte nach dem Verlassen des Zuges wiederum einen längeren Fussmarsch zurück ins heimatliche Dorf.
Die Gesamtausgaben für die erste Fähranlage beliefen sich auf 2'970 Franken. Die politische Gemeinde Marthalen lehnte einen Beitrag an die entstandenen Baukosten ab, da die Ausgaben für das Strassenwesen vertraglich den einzelnen Zivilgemeinden überbunden sei. Mehr Erfolg hatte ein nochmaliges Gesuch an den Regierungsrat, der schliesslich der Zivilgemeinde Ellikon 600 Franken an die entstandenen Kosten überwies.
Die Fährordnung vom Juni 1905, erlassen von der kantonalen Baudirektion, verlangte vom Fährmann, dass er während den Monaten April bis September zwischen morgens 5 Uhr bis abends 9 Uhr jederzeit zur Überfahrt bereit sein soll. Vom Oktober bis März galt ein reduzierter Fahrplan von morgens 7 Uhr bis abends 5 Uhr. Für eine einfache Fahrt durfte er 10 Rappen oder 8 Pfennig verlangen. Unentgeltlich und jederzeit hatte er Polizei- und Zollangestellte sowie Löschmannschaften und Löschgerätschaften zu übersetzen. Dass die Elliker Feuerwehr mit ihren Gerätschaften dank der Fähre die deutschen Kollegen im Kampf gegen die Feuersbrunst in Nack unterstützen konnte, ist der älteren Generation noch in bester Erinnerung.
Bei Kriegsausbruch im Jahre 1939 musste der Fährbetrieb zwischen Ellikon und Nack auf Grund eines übergeordneten Befehls eingestellt werden. Das Fährschiff wurde an Land gezogen und in einen Schuppen versorgt. Ein Jahr später verlangte ein militärischer Befehl, dass das Schiff ins Landesinnere transportiert werde, doch hatte es seit der Stillegung derart gelitten, dass nur noch seine Zerstörung übrig blieb. Das dabei angefallene Holz wurde der in Ellikon stationierten Gz Füs Kp II/267 für 5 Franken verkauft.
Erst im Sommer 1946 wurde von der Obrigkeit die Wiederaufnahme des Fährbetriebes zwischen Deutschland und der Schweiz bewilligt. Für das benötigte neue Schiff musste die Gemeinde vorgängig noch einen Kredit von 1'350 Franken sprechen. Seither verkehrt die Fähre wieder täglich zwischen den beiden Ufern. Einzig extrem hoher oder tiefer Wasserstand oder allzu hohes Gras im Wasser vermögen den Betrieb einzustellen. Ende 1979 wurde das heute noch in Betrieb stehende Fährboot erstmals in den Rhein gelassen. Jeden Sommer wird die Fähre einer strengen Sicherheitsprüfung unterzogen. Dieser Tag gibt den deutschen und schweizerischen Amtsträgern jeweils Gelegenheit, auf unbürokratische Art und Weise den Kontakt über die Grenze hinaus zu pflegen und zu erneuern.
Die Funktionsweise der Drahtseilfähre ist recht einfach. Das Fährboot ist durch Seil und Rolle mit dem über den Rhein gespannten Drahtseil verbunden. Durch Schrägstellen des Bootes gelangt es, nur von der Strömung angetrieben und unter korrigierenden Ruderschlägen des Fährmannes, von einem zum anderen Ufer. Daraus ergibt sich, dass der Fährbetrieb bei Niedrigwasser, in der Regel zwischen November und März, nicht möglich ist und das Fährboot während diesen Wintermonaten am Elliker Ufer von besseren Zeiten träumen muss.